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Wollen
Sie im Fliegerurlaub einen Abenteuer und Romantik in einem erleben?
Ihr fliegerisches
Können erweitern? Mieten Sie eine Cessna im mittleren
Westen, packen Sie die Campingausrüstung samt Zelt, Schlafsack
hinein und fliegen Sie drauf los. VFR quer durch 7 Bundesstaaten
mit einer Campingausrüstung in einer Cessna. Eine preiswerte
Alternative für Piloten, die gleichzeitig einen ungewöhnlichen
Urlaub mit umfangreicher fliegerischer Erfahrung in diesem Fliegerparadies
verbinden wollen..
Nach einer
längeren Flugpause im Winter dachte ich, dass die Zeit für
einen längeren Flugurlaub eindeutig reif geworden ist. Gleichzeitig
wollte ich konsequenterweise meine Fähigkeiten und Kenntnisse
auffrischen und meinen fliegerischen Horizont radikal erweitern,
bevor ich meine Pilotenausbildung weiter fortsetze. Diesmal sollte
auch meine Frau dabei sein.
Klarerweise müssen sich die Vorstellungen und Sichtweisen
eines begeisterten Piloten nicht unbedingt mit denen seiner Frau
decken, die zwar eine sehr große Begeisterung für ihren
Mann zeigt aber nicht gerade so viel vom Fliegen mit den kleinen
Flugzeugen hält. Deshalb ein Kompromis zu finden war das
oberste Gebot für mich. Als gemeinsamer Nenner entstand also
die Idee, mein Trainingsprogramm in Form einer Besichtigungstour
von interessanten Orten wie Nationalparks quer durch die USA in
einem kleinen Flugzeug unter VFR zu machen.
Wir
beabsichtigten, den größten Teil unseres Reisebudgets
für die Fliegerei zu verwenden, bei gleichzeitiger Reduzierung
aller anderen Kosten. Das Campen im Zelt erschien uns daher als
eine abwechslungsreiche und für Sommer passende Alternative.
Wer nach der Lektüre von A.Saint-Exupéry oder R.Bach,
die im Kindesalter entstandenen Träume über Reisen und
Abenteuer nicht vergessen hat, wird leicht verstehen, dass auch
wir uns dem Traum von Romantik und Freiheit gewidmet haben, auch
wenn das hin und wider gewisse Abstriche bezüglich der Bequemlichkeit
bedeutete.
Vorbereitung
Wir
wählten aus beruflichen Gründen die Monate August und
September als Reisezeit und die Auswahlkriterien für unseren
Startpunkt und die Route waren hauptsächlich: die Wetterverhältnisse
für VFR-Flüge, unterwegs möglichst viele Sehenswürdigkeiten
und abwechslungsreiche Landschaften.
Wir
wählten Benton
1k1, Kansas (in der Nähe von Wichita) als Startpunkt
– der Ort, wo ich meine erste Pilotenlizenz erworben habe.
Die Aufenthaltskosten dort, ca. 125 USD pro Woche all inclusive,
der überzeugende Charterpreis in der Höhe von ca 60
USD/hr naß für eine gut ausgestattete Cessna (IFR ausgestattet
mit Loran-C, 2 VOR-s, ADF, Intercom - inzwischen sind das 72$
pro Stunde naß geworden - November 2004) sowie kundenfreundliche
Bedingungen halfen, uns für die Zentralstaaten und den Mittleren
Westen zu entscheiden.
Zusätzlich begann ich schon einen Monat im voraus die Wetterbedingungen
und Wettertendenzen zu studieren. Als Besitzer einer amerikanischen
PPL habe ich kostenlosen Zugang on-line, auch via Internet, zu
praktisch allen relevanten Wetterdaten bezüglich den USA
und das, was ich zu sehen bekam, bestätigte die Aussagen
meiner Instruktoren sowie anderer inzwischen via Internet kontaktierten
amerikanischen Piloten: ausgezeichnete Sicht und stabiles Wetter
sind in der Zeit für dieses Gebiet charakteristisch und eventuelle
Fronten ziehen rasch vorüber, im Gegensatz zu dem auch in
Frage kommenden und von Gewittern geplagten Florida. Unser Startpunkt
bot gleichzeitig mehrere Routenalternativen, abhängig vom
Wetter: die Rockies im Westen, das Indianerland im Norden oder
die Großen Seen im Nordosten, um nur ein paar zu nennen.
Die ersten
zwei Tage in Benton
Der
Tag unserer Ankunft brachte eine unvorstellbare, aber zum Glück
trockene Hitze und ich verwendete die erste Zeit zum Akklimatisieren,
um mich in den dortigen Gegebenheiten wieder zurechtzufinden.
Wie üblich wurde der Versicherung wegen ein kurzer Checkflug
verlangt. Jim, einer der hiesigen Instruktoren schlug vor, diesen
Flug in der Nacht durchzuführen, damit ich gleichzeitig die
bei mir fälligen und gesetzlich vorgeschriebenen drei Starts
und Landungen in der Nacht machen könne, um mit Passagieren
in der Nacht fliegen zu dürfen.
Bevor wir uns auf den „großen Sprung” wagten,
führte uns ein kurzer Ausflug nach Omaha, Nebraska. Dieser
anfangs gemütliche Flug, gedacht als Generalprobe für
die große Reise, entwickelte sich zu einer der schwierigsten
Aufgaben. Ein altes Seemannprinzip gilt trotz modernster Technik
immer noch: „Das Wetter hört keine Wettervorhersagen
und richtet sich auch nicht unbedingt danach.” Anstatt einer
Wetterbesserung traf uns unterwegs mieses Wetter: Regen, eine
bis auf 1000 Fuß sinkende Wolkenuntergrenze und eine Sicht
von 3-5 Meilen. Marginal-VFR (MVFR) und leichte Turbulenzen waren
kein angenehmer Anfang für mich und meine Frau. Hilft nichts!
Wir landeten in Beatrice Minicipal Airport (BIE), NE in
dickem Regen, tankten und... warteten.
Zum
Glück gab es am Flugplatz ein courtesy car für einen
Kurzbesuch im Ort. Am Abend trat endlich eine Besserung ein und
wir erreichten Omaha, Millard Airport (MLE). Am nächsten
Morgen - Nebel. Ich rief direkt vom Hotelzimmer aus den Weatherbriefer
über die kostenlose „800” - Nummer an und alles
war klar: wir sitzen fest. Ein Besuch in der Downtown, im ausgezeichneten
Ozeanarium und IMAX-Kino füllten den Tag. Die für den
Abend vorausgesagte Wetterbesserung führte uns, um einige
Erfahrungen reicher zurück nach Benton.
Der große
Reise beginnt
Die
Freundlichkeit der Leute vor Ort war grenzenlos: Bud, einer der
hiesiegen Instruktoren, der aus Colorado stammt und sehr viele
Erfahrungen im Fliegen in den Rockies hat, widmete mir einen Nachmittag,
um mich ausführlich auf das VFR-Fliegen in den hohen Bergen
vorzubereiten. Er verlangte dafür ausschließlich einen
Bericht nach unserer Rückkehr. Danach zeigte mein Stimmungsbarometer
einen großen Respekt vor den Bergen anstatt der bisherigen
Angst an. Am Abend borgte ich mir noch zusätzlich von Herb,
dem Besitzer der Flugschule, aus seiner Videothek „Mountain
Flying” aus der King Video – Reihe aus. Letztendlich
entschieden wir uns auch wegen der Wetterentwicklung für
eine Route nach South Dakota und dem Yellowstone National Park
in Wyoming – unseren Traumzielen.
Das Flugzeug wurde nochmals genauestens überprüft, Herb
borgte uns freundlicherweise seine gesamte Campingausrüstung
und vollbepackt konnten wir gegen Mittag unsere Reise nach Nordwesten
antreten.
Erster
Zwischenstopp in South Dakota
Angekommen
in Hot Springs Municipal Airport (HSR) am Fuße der
Black Hills erlebten wir einige Überraschungen: eine neue
im AOPA Verzeichnis noch nicht angeführte 24 h Self Service
Tankstelle und eine Landeplatzgebühr für „tie
down” in der Höhe von 2 USD pro Nacht; die einzige,
die wir während unserer ganzen Reise zu bezahlen hatten.
Überall sonst gibt es sie gar nicht oder es wird darauf verzichtet,
wenn man Treibstoff kauft.
Wir organisierten uns einen Mietwagen und fuhren in Richtung Custer
State Park - den Bisons entgegen!
Es folgten drei Tage ohne Flugzeug und voller Eindrücke und
Erlebnisse: Wind Cave National Park, Badlands National Park, Custer
State Park, Black Hills Nat. Forest, Buffalo Gap Nat. Grassland,
Indianerreservat Pine Ridge, Jewel Cave Nat. Monument und Mt.
Rushmore Nat. Monument.
Hinter jedem dieser Namen verbargen sich unvergessliche Erlebnisse
und faszinierende Einblicke in die Schönheit der Natur.
Allein eine aus hunderten Tieren bestehende galoppierende Herde
von freilebenden Bisons hautnah zu erleben, bleibt ein Erlebnis
für lebenslang.
Von Hot
Springs über den Badlands National Park
Heiß,
sonnig. Wir bekamen ein riesiges Gewitter über den Black
Hills trotz schönem Wetter zu spüren: starke Windböen
und Turbulenzen. Eine Besserung laut FSS war in ca. 3 Stunden
zu erwarten. Unsere Cessna tanzte wie verrückt, als wollte
sie sich um jeden Preis von den Seilen frei machen.
Wie vorhergesagt, ließ der Wind ein wenig nach und vom Westen
her schnell aufziehende, dunkle Wolken beschleunigten unseren
Start, der wie aus einem Lehrbuch gelang. Wir flogen tief über
der unwirklich wirkenden Landschaft der Baldlands. Die ungewöhlich
schlechte Sicht von 5 Meilen und die Gewitter über den Black
Hills waren die Folgen von riesigen Waldbränden. Es wurde
schnell dunkel, und da wir über Philip noch immer in der
Rauchwolke mit der schlechten Sicht steckten, landeten wir dort
um zu übernachten.
Nach Westen:
Wyoming und Yellowstone rücken näher
Es war ungewöhnlich
heiß als wir am Nachmittag in Sheridan (SHR) landeten.
Vor uns das erste Mal „richtige”, bis zu 3500 m hohe
Gipfel. Wegen der Luftdichtenhöhe und Lichtverhältnisse
entschieden wir uns, unseren Flug am nächsten Morgen fortzusetzen.
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Sheridan
County Airport (SHR), WY
courtesy of Flight
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Yellowstone
National Park, Dakotas, Missouri: Fortsetzung im Teil II