Von Sheridan
Richtung Yellowstone National Park
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Cody
Yellowstone Regional Airport (COD), WY
courtesy of Flight
Guide, © 2005 |
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Die Temperatur
betrugt um 8 Uhr in der früh 28 Grad Celsius. Wir stiegen
und dann ging´s los über die Berge. Bighorn Mountains.
Die Gipfel reichten bis auf 4000 m. Wir versuchten, den Pass zuerst
auf 10500 Fuß zu überqueren, als ich in einer blitzschnellen
Reaktion die plötzlich aufgetretene Schräglage unseres
Flugzeuges korrigieren musste. Eine Windscherung! Das Adrenalin
kam erst danach. Schnell zurück zu einem für Notlandungen
geeignetem Hochplateau, „schraubend” in eine Höhe
von ca. 12000 Fuß steigen - heute das Maximum wegen dem
ungewöhnlich heißen Wetter und nochmals Richtung Westen
an einer anderen Stelle. O.k.!
Der Cody Yellowstone Regional Airport (COD) lag vor uns
und es folgte eine sichere Landung. Bei der herrschenden Temperatur
entsprach die Luftdichte einer Höhe von ca. 9500 Fuß.
Danke an meine Fluglehrer! Ihr habt mich richtig auf solche Bedingungen
vorbereitet!
Eine angenehme Überaschung: Die Autovermitungsfirma "Budget"
bot für GA-Piloten einen wesentlichen Rabatt bei der Automiete
an. Wir zahlten ca 38 USD für einen mittleren Wagen pro Tag.
Eine Stunde später fuhren wir vollbepackt Richtung Nationalpark.
Yellowstone
National Park
Kurz
gesagt: geplant waren zwei, geblieben sind wir insgesamt vier
Tage! Jeder sollte einmal im Leben die Wunder dieses Parks erleben
und vier Tage würde ich als absolutes Minimum bezeichnen.
Alle paar Meilen lädt die Natur ein, ihre Wunder und Vielfalt
zu bestaunen: faszinierendes Wildlife – freilebende Büffel,
Bären, Coyoten, Elche, Adler ..., Geysire, Canyons und Wasserfälle
und das Gefühl, sich ständig in und um eine Caldera
(ein eingebrochener alter Vulkankrater) zu bewegen mit dem Bewusstsein,
dass sich drei bis fünf Meilen unter uns Magma befindet!
Die ausgezeichnete Organisation des Parkes ermöglicht jedem,
die Highlights auf eigene Faust zu erkunden und allabendliche
Dia- und Vortragsabende, die an jedem Campingplatz von Rangern
unter freiem Himmel abgehalten werden, runden die persönlichen
Erfahrungen im Park ab.
Ein Besuch im Yellowstone National Park ist einfach ein Muss!
Von Cody
nach Billings
Ein
Teufelsflug. Unser Loran zeigte eine Grundgeschwindigkeit von
bis zu 142 Knoten an! Für eine Cessna 172 nicht schlecht!
Ich flog über einem Canyon den Yellowstone River entlang
nach Nordosten. Dies war der einzige freie Weg, der uns aus dieser
bergigen Teufelsküche rausbrachte. Wie in den Bergen üblich,
änderte sich das Wetter so schnell, dass die 20 Minuten alte
Meldung des Briefers überhaupt nicht mehr stimmte. Ein Gewitter
über dem Billings Logan International Airport und
ein weiteres, das von der Bergen kam, zwangen uns zur schnellen
Landung in Laurel Minicipial Airport (6S8), Montana.
„Chinese” und die Gemütlichkeit eines Hotelzimmers
waren angesagt, während da draußen ein Sturm tobte.
Nach Nordosten
zum Treffpunkt der großen Flüsse
Der
kürzeste Weg nach dem Start Richtung Williston führte
durch den Luftraum C rund um den Billings International Airport.
Wir meldeten uns rechtzeitig bei dem Billings Approach und wurden
gleich zweifach überrascht: zum einen führte uns die
angewiesene Route direkt über die Landebahnen und wir bewunderten
den Flughafen aus dieser Perspektive.
Der Blick auf den in der Morgensonne wie eine riesige Schlange
glitzernden Yellowstone River war so atemberaubend, dass mir die
Idee kam, einfach tiefer und den Fluss entlang zu fliegen.
Die zweite Überraschung: als ob sie meine Gedanken lesen
könnte, meldete sich die Lotsin und fragte aus eigener Initiative,
ob ich meinen Flug den Yellowstone River entlang fortsetzen will
und ob ich mir „Flight Following” wünsche. Das
war ein Service!
Kurz vor Williston tauchten wir unter eine dünne, tief hängende
Wolkenschicht und es wurde auf einmal sehr windig und unruhig.
Bevor wir landeten, genossen wir noch den Blick auf die Mündung
des Yellowstone Rivers in den Missouri.
Am Flughafen Sloulin International Williston Airport (ISN)-
North Dakota, gab es ungewöhnlich viel Verkehr. Kein
Wunder - wir waren auf einem Einreiseflughafen mit Zollabfertigung
für die aus Kanada kommenden Flugzeuge. Ab Williston ging
es zurück nach Süden.
Nach Süden
anstatt den Missouri entlang
Die
Wolken und die Sicht wurden in der Gegend verteilt, wie die Karten
in einer wilden Pokerrunde. Wieder einmal stimmte die Wettervorhersage
20 Minuten nach dem Start nicht mehr und diesmal war es der „Flight
Watch”, der half, die lokale Wettersituation zu klären.
So blieb uns nichts anderes übrig, als uns den Flug den Fluss
entlang aus dem Kopf zu schlagen und nach Süden abzudrehen.
Wie an unkontrollierten
Flugplätzen in Amerika üblich, kündigte ich in
Dickinson (DIK), North Dakota meine Absicht zu landen in
Form eines „Self Announcements” an. Überraschenderweise
meldete sich jemand zurück, sagte den Wind an und empfahl
die Runway 13. Es wurde zu einer bitteren Probe. Entweder hatten
wir mit einer unerwarteten Windböe zu tun oder der Bursche
schätzte die Windverhältnisse falsch ein. Im Moment
des Aufsetzens hatte ich perfekten, starken Seitenwind und den
Eindruck, dass unsere Reifen bald seitlich abgezogen werden. Der
UNICOM-Operator stellte sich als ein 16-jähriger Junge heraus,
der am Samstag seinen Onkel vertrat. Die irreführende Ansage
machte er
aber durch ungewöhnliche Freundlichkeit und Entgegenkommen
ganz schnell wieder wett. Nach dem Auftanken unseres Flugzeugs
und einem Kaffee fragte er uns: „Kennt ihr den Theodore
Roosevelt National Park?”, „Nein”, „Dann
nehmt doch den Van und fährt dorthin!” So bekamen wir
ein großes und ausgezeichnet ausgestattenes Fahrzeug kostenlos
für das ganze Wochenende zur Verfügung gestellt.
Die letzte
Etappe
Nach einem
kurzen Zwischenstopp in Benton, unserem Ausgangspunkt vor
drei Wochen, hatten wir noch etwas Zeit, um ein paar letzte Besonderheiten
der näheren Umgebung zu besuchen: das Space Museum in Hutchinson
und das Airmuseum mit nahezu 90 Flugzeugen in Liberal.
Eine fliegerisch spektakuläre Landung in Lost Bridge
in Arkansas, auf einer schmalen und tief im Wald gelegenen Piste
eines „one-way” Flugplatzes, dessen Lage an einen
Flugzeugträger erinnert, gehörte zu einem der vielen
unvergesslichen Momente dieser Reise.
Spektakuläre Sonnenuntergänge, ein kristallklarer Sternenhimmel
und wie aus dem Nichts auftauchende und wieder verschwindende
Lichter von lautlos vorbeiziehenden Städten waren eine wundervolle
Ergänzung zum Tagesgeschehen.
Summa summarum
Die fliegerische
Erfahrung dieser Reise möchte ich nicht missen. Die Wetterbedingungen
waren generell o.k. und nur selten blieb uns der letzte Ausweg
von VFR-Piloten übrig: das Warten.
Wir begaben
uns auf die Suche nach moderner Romantik und fanden sie auch.
Die Abstriche, die wir ab und zu in puncto Bequemlichkeit machten,
brachten uns jedoch das Gefühl der Freiheit und den Einblick
in ein Amerika, wie man es sonst als Tourist kaum erlebt.