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++ MASUREN 2005 ++
Mit einem UL zu dem Land der 1000 Seen in Polen
Ein Bericht bei Aviator von Peter G
eibel
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Typisch für Masurische Landschaft - endlose Alleen
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August 2005 zur Masurischen Seenplatte

Polen war für bisher für mich ein „weißer Fleck“ auf der Landkarte. Dies sollte sich ändern, als mir Christoph, ein Fliegerfreund vorschlug, nach Ketrzyn (Rastenburg), Masuren zu fliegen. Er schlug auch vor, die Organisation dieser Reise zu übernehmen, sodass ich mich nur um die Planung der Anreise zu kümmern brauchte. Nach einiger Suche in der Jeppesen-Karte fand ich den Flugplatz Ketrzyn-Wilamowo (EPKE), nahe an der Grenze zur russischen Enklave Kaliningrad in einer Seenlandschaft, welche wie Finnland als Land der tausend Seen bezeichnet wird.

Da Christoph und seine Frau Regina mit einer Citabria anreisen wollten, bemühte ich mich um einen Fliegerpartner, um mit ihm die Flugreise mit dem clubeigenen UL, IKARUS 42 durchzuführen. Ich fand ihn rasch in meinem Fliegerpartner Hans, der dieses Gebiet ohnedies mal mit dem PKW zu bereisen vor gehabt hatte. Der Flugplan sah einen Durchflug durch Osttschechien und einen Zwischenstopp in Katowice- Pyrzowice (EPKT) vor, um dort die Passkontrolle und das Tanken durchzuführen.


Masurische Seen aus der Luft - Insel auf dem Dobskie See Die „Masurische Seenplatte“ ist besonders für Wassersportler und Naturliebhaber interessant und gilt als polnische Hochburg für Aktivurlauber. Die größeren Seen im Kerngebiet Masuren sind mittels ausgebauten Kanälen verbunden, sodass eine durchgehende Wasserstraße mit einer N/S- Ausdehnung von ca. 80 km befahren werden kann. Zwischen den Seen liegende Waldgebiete und Moorwiesen vermitteln den Eindruck einer Urtümlichkeit der Landschaft, die im „Westen“ schon längst verlorengegangen ist. Es gibt nur wenige größere Ortschaften, die über endlos lange Alleen miteinander verbunden sind. Kein Wunder also, wenn in der Hauptsaison Juli- August zwischen Wegorzewo (Angerburg) im Norden und Pisz (Johannisburg) im Süden die Unterkünfte knapp werden und die Seeufer in den Ortsgebieten von Erholungssuchenden stark bevölkert sind. Etwas außerhalb dieser Zentren genießt man jedoch „Natur pur“. Frei zugängliche Uferzonen mit Anlege- und Campingmöglichkeiten für die Segler und Kajakfahrer sowie schöne Uferwege laden zum Radfahren, Wandern und Reiten ein. Neben den dominierenden Wassersportarten auf den Seen und Flüssen ist hier besonders der Pferdesport zu erwähnen, der auf den Wurzeln der preußischen Pferdezuchttradition anknüpfend, einen regelrechten „Reiterboom“ ausgelöst hat.

Masurische Seen - aus der Luft schauen nicht besonders dicht besiedelt ausAber auch der Flugsport hat aufgrund der bestehenden Infrastruktur am Flugplatz Wilamowo viele Anhänger gefunden. Dieser Platz besteht bereits seit dem 2. Weltkrieg als Teil der Infrastruktur für das Hitler- Hauptquartier „Wolfsschanze“. Betreiber des Platzes ist der örtliche Aeroclub. Seine ehrenamtlichen Mitglieder organisieren mit großem Engagement mehrere jährliche Großveranstaltungen wie z. B. die internationale Fliegermesse im Mai und das Luftfahrtfest Anfang August. Es können Aussichtsflüge, u.a. auch mit dem weltweit größten einmotorigen Doppeldecker AN-2 durchgeführt werden und die Fliegertaverne lädt zu schmackhaften Speisen ein. Der Flugclub organisiert gerne auch individuell abgestimmte Programme für ganze Fliegergruppen. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in Ketrzyn und Gizycko oder stilgerecht für Reitsportfreunde im nahe gelegenen Wajsznory- Reitergut mit seinen exquisiten Gästezimmern im schlossartigen Hauptgebäude.

Die Anreise wurde am Fr., 12. August so vereinbart, dass beide „Teams“ am Zwischenlandeplatz in Katowice- Pyrzowice (EPKE) mit einer Zeittoleranz ca. 10 Min. zur Passkontrolle und zum Tanken ankommen sollten. So starteten Hans und Ich von Spitzerberg- LOAS um 10.50 sowie Christoph mit seiner Frau ca. 15 Min. später von Vöslau- LOAV. Unsere Route führte entlang der Grenze zur Slowakei über die tschechische Grenze bei Breclav (Lundenburg).

Ankunft in Polen

Ankunft am Flughafen KatowiceAm Flugplatz Holesov (LKHO) vorbei führte die Route weiter über den Flughafen Ostrava- LKMT zum polnischen Grenzüberflugpunkt, Intersection PADKA. Da in Ostrava gerade eine Boeing startete, mussten wir den Flughafen östlich umfliegen. Kurz vorher überholte uns Christoph unter Winken mit den Tragflächen der Citabria. So musste ich nur noch den Vektoren nachfliegen, die der Fluglotse von Ostrava über Funk an Christoph anwies.
Chris hatte einige Minuten vor uns auf der Piste 27 des Flughafens Katowice aufgesetzt, sodass bereits der Tankwagen angerollt kam und so auch wir gleich nachtanken konnten.

 


Die Weichsel bei Wyszogrod, nordwestlich von Warschau.Der GA- Abstellbereich am Flughafen liegt beim östlichen Ende der Piste, sodass uns nach der Betankung mittels Tankwagens (nur Avgas erhältlich) ein Kleinbus zum GAC im Hauptgebäude brachte. Zufolge der polnischen Muttersprache von Christoph wurde es trotz Security- Sperre möglich, in das Restaurant zu gelangen, dort ein Mittagsmenue zu konsumieren. Nach Aufgabe des Flugplanes über Funk erhielten wir die Freigabe vom Tower, für einen Direktflug in Formation nach Ketrzyn.



Weichsel in Polen
Der Weiterflug erfolgte östlich von Lodz und ab Querung der Weichsel über immer dünner besiedeltes Gebiet und schließlich über immer größere Waldflächen, bis nach ca. dreistündigem Flug am Flugplatz Ketrzyn die Landeinformation eingeholt werden konnte. Ich war nun erleichtert, dass ich von Christoph das Anflugblatt erhalten hatte und wir uns deshalb in Anbetracht der gekreuzten Pisten gut orientieren konnten.





Ankunft in Masuren

Landeanflug Flugplatz Ketrzyn Wilamowo epkeAm Flugplatz wurden wir durch den Betriebsleiter sehr freundlich begrüßt. Es stand auch bereits der Wagen bereit, der uns zum Wajsznory-Gut brachte, wo uns der Eigentümer des Flugplatzes, Herr Stanislav Tolwinski und seine Frau Barbara, wohl auch aufgrund der freundschaftlichen Bande zu Christoph überaus herzlich willkommen hießen. Sie luden uns nach kurzem Rundgang durch das neu renovierte Hauptgebäude zum gemeinsamen Abendessen ein. Nach dem Bezug der Gästezimmer im 1. Stock und einem opulenten Mahl mit Räucheraal, gebratenem Fisch, verschiedenen Pasteten und Nachspeisen rettete uns nur ein längerer gemeinsamer nächtlicher Spaziergang im weitläufigen historischen Park vor allzu viel Übergewicht.
Das Programm für den nächsten Tag sah den Besuch der beiden urbanen masurischen Zentren Gizycko (Lötzen) und Mikolajki (Nikolaiken), sowie des Wallfahrtsortes „Swieta Lipka“ (Heilige Linde) vor.

In Gizycko fand bei unserem Besuch gerade eine Segelmeisterschafts- Regatta statt, an der Jugendliche aus ganz Polen teilnahmen.

Regatta in GizyckoKinderregatta in gizycko

 


Nikolajken - Schoner im Hafen GizyckoIn Mikolajki besuchten wir auch einen im Hafen liegenden Zweimastschoner, der einem historischen Segelschiff nachgebaut ist. Dieser Großsegler wird vor allem für Veranstaltungen genützt, kann jedoch samt zugehöriger Crew auch für Segeltörns gemietet werden. Besonders sehenswert dabei sind die beiden Großmaste mit der Takelage sowie die Innenausstattung aus poliertem Mahagoniholz und glänzenden Messingbeschlägen.

Wallfahrtsort Heilige Linde
Swieta Lipka liegt ca. 10 km südwestlich von Ketrzin und ist ein weithin bekannter Wallfahrtsort mit einer beeindruckenden Barockkirche. Mit ihrem Doppelturm erinnert sie stark an den Mariazeller Dom. Sie beherbergt u.a. schöne Gemälde sowie eine der größten Orgeln Polens, die täglich mehrmals durch Organisten des Jesuitenordens gespielt wird. So konnten wir auch selbst die ungemeine Klangfülle dieser Orgel erleben.



Bild 69
Masurische Seen aus der LuftTrotz des nicht gerade berauschenden Wetters mit einer Wolkenbasis von ca. 1000 ft. wollten wir am nächsten Vormittag diese Bilderbuchlandschaft unbedingt auch von oben sehen. Stanislav schlug deshalb vor, mit seiner Socatta DB 9 vor uns zu fliegen und uns so über das Seengebiet zu geleiten. Somit starteten wir in Dreier- Formation von Wilamowo in Richtung NO- nach Wegorzewo. Von dort überflogen wir alle großen Seen und die Ortschaften, die wir am Vortag mittels PKW befahren hatten, in großen Schleifen. Christof übersetzte dabei alle von Stanislav über Funk gegebenen polnischen Kommentare. Somit gewannen wir einen überraschend guten Überblick und historischen Einblick über das gesamte Kerngebiet Masuren.


Am frühen Nachmittag mußten Hans und ich leider wieder die Heimreise antreten, da für den nächsten Tag Schlechtwetter angekündigt war. Wir verabschiedeten uns somit auch von unseren Fliegerpartnern mit der Citabria, da Christoph und Regina noch einige Tage Urlaub hatten.

Parking am Flugplatz Ketrzyn Wilamowo epkeNikolajken (Mikolajki)  Kernzone der Masurischen Seen im Luftbild


Wir nahmen die gleiche direkte Route zurück über Katowice und landeten knapp vor dem Eintreffen der Gewitterfront wieder glücklich am Spitzerberg.
Hans und ich haben mit dieser Flugreise nicht nur Fliegerfreunde in Polen gewonnen. Wir haben auch unseren Fliegerhorizont erweitert und sind dem Ziel, ganz „Ost Europa“ zu befliegen, wieder ein Stück näher gekommen.

Peter Geibel

Formationsflug über den Masurischen SeenIkarus und AN-2 am Flugplatz Ketrzyn Wilamowo epke Sniardwy See

All rights reserved. Autor: Peter Geibel, Fotos: Peter Geibel, Chris Barszczewski
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