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aktualisiert am 14.11.2006
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Persönliche Notizen einer Exkursion zur Flugunfalluntersuchungsstelle beim Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) in Wien - organisiert durch das Österreichische Kuratorium für Flugsicherheit (ÖKF).

Etwa 130 Flugunfälle und schwere Störungen in der Allgemeinen Luftfahrt pro Jahr in Österreich scheinen nicht sehr viel zu sein, vergleicht man sie mit der Zahl der Unfälle im Straßenverkehr. Jedem Menschen sind es aber zu viele, der plötzlich selber davon betroffen ist. Muss man also überhaupt so weit kommen oder oder gibt es andere Möglichkeiten?

Better safe then sorry!

Jeder Flugunfall erregt nach wie vor reges Medieninteresse und trägt dazu bei, die Fliegerei in der Öffentlichkeit als ein recht gefährliches Vergnügen darzustellen. Flugunfälle geschehen nicht einfach, sondern sie werden verursacht. Das heißt, sie haben eine Ursache. Diese herauszufinden ist Angelegenheit der Flugunfall-Untersuchungsstelle beim Bundesministrium für Verkehr, Innovation und technologie. Will man das Unfallgeschehen im Flugbetrieb wirksam bekämpfen, muss man zuerst die Ursache kennen. erst dann kann man effektive maßnahmen zur Unfallverhütung setzten.

Weitere Infos und Beiteräge des Autors zum Thema Flugsicherheit:

 

Die Klärung der Ursachen von Flugunfällen und die Erstellung von Vorschlägen zur Vermeidung ähnlicher Vorfälle stehen bei der Arbeit der Flugunfall-Untersuchungsstelle (FUS) im Vordergrund. Die Beurteilung von Verschulden, Schuldzuweisung oder Haftungsfragen sind nicht Zweck der Nachforschungen. Das ist leider keine einfache Aufgabe. Die FUS ist zwar kein Erhebungsorgan für die Gerichte, sie ist aber als Verwaltungsorgan verpflichtet, die entsprechenden Informationen auf Verlangen dem Staatsanwalt und den Gerichten zur Verfügung zu stellen. Die Berichte werden daher mit Rücksicht auf die Beteiligten weitgehend anonym verlautbart und Protokolle als Gedächtnisprotokolle statt in Niederschriften erfasst.

Wie wird es gemacht und wer macht es?

Der Zugang zur Unfallstelle, zu allen Aufzeichnungen, die Durchführung von Befragungen, Sicherstellungen, die Sicherstellung der Wracks, Obduktionen, etc. sind rechtlich durch das Flugunfall-Untersuchungsgesetz gesichert. Üblicherweise werden die Untersuchungen mit Einbeziehung von Spezialisten aus den Fachgebieten: Flugbetrieb, Technik, Flugsicherung und Wetter durchgeführt. Soweit notwendig, können auch Spezialisten aus anderen Fachgebieten herangezogen werden. Man kann sich leicht vorstellen, dass auch eine entsprechende erfahrung beim Herausfinden der Unfallursache derselben eine wichtige Rolle spielt.

Flugunfall-Untersuchungsstelle Österreich - erfasst die neutralen Unfallberichte
Ein Bericht der Flugunfall-Untersuchungsstelle Österreich

Der „Gastgeber“ der Exkursion, Ing. Günther Raicher, Leiter der Flugunfall - Untersuchungsstelle ist selber aktiver Segel- und Motorflieger mit IFR, Fluglehrer, Hubschrauberpilot und begeisterter Ballonfahrer. Seit rund 20 jahren ist er in der Flugunfalluntersuchung tätig. Beim Betreten der Halle und einen Blick auf die hier gesammelten Trümmer und Überreste von Segelflugzeugen, Motorflugzeugen und Hubschraubern wird klar, dass man diesen Beruf auf keiner Uni lernen kann. Ein immenses Wissen aus verschiedensten Bereichen der Technik und Wissenschaft, verbunden mit einem detektivischen Gespür und einer großen Systematik sind oft notwendig, um die vielfältigen Ursachenverkettungen zu erkennen. Selbstverständlich können sich die Untersucher auf die Expertisen anderer Sachverständiger stützen, soweit dies notwendig ist. Derzeit sind etwa 50 Fachleute auf der Liste, welche je nach Bedarf zur Untersuchung beigezogen werden.

FUS und die Unfallberichte:

  • Die anonymisierte Unfallberichte sind derzeit auf der Homepage der Bundesanstalt für Verkeh über die Suche im Bereich “Luftfahrt“ zu finden:
    VERSA
    Die einzelnen älteren Berichte sind dort als PDF-Dateinen einzusehen.
  • Eine Zusammenfassung diverser Links zum Thema „Flugunfälle/Flugsicherheit“ beim Aviator

Wenn man jedoch als Laie vor den Trümmern steht, versucht man sich hineinzudenken und stellt sich natürlich auch die Frage nach den Ursachen, ist aber dabei ziemlich ratlos. Erst wenn auch die Zusammenhänge, die zu dem Unfall geführt haben, von Ing. Raicher oder seinem Mitarbeiter, Ing. Martin Veit, erläutert werden, klärt sich so manches. Aus der Erfahrung eines Unfalluntersuchers darf man nie mit einer vorgefassten Meinung an eine Unfalluntersuchung herangehen. Zu leicht kann man einer Vermutung oder einem Vorurteil in die falsche Richtung folgen.

Was wir untersucht. Limits der Untersuchungen.

Das Ausmaß der Untersuchungen stößt auch auf ein klares Limit: die FUS besteht neben dem Leiter aus zwei weiteren Untersuchungleitern, mits jeweils zwei weiteren Untersuchern.

Die zweite Einschränkung bilden die für die Untersuchungsstelle im Normalfall zur Verfügung stehenden Mittel, welche sich pro Jahr etwa im Bereich von 73.000 € (1.000.000 öS) bewegen. Bei diesen Zahlen drängt sich der Vergleich zu den materiellen Schäden, die durch etwa 130 Unfälle pro Jahr entstehen und dem Budget, das solche Schäden in der Zukunft minimieren helfen soll, auf.

Flugunfall-Untersuchungsstelle Österreich bei BMVIT
Nachdenken...

Die Unfälle im Bereich von UL´s bzw. Kleinflugzeugen werden nur vereinzelt bei sehr schweren Folgen untersucht, weil die EU - Richtlinie bei der Unfalluntersuchung mit Fluggeräten unter 2000 kg einen Spielraum einräumt. Das untersuchende Organ kann im jeweiligen Fall selbst entscheiden, ob eine Untersuchung zielführend ist oder nicht. In der Praxis können die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel mitentscheidend sein, ob für eine derartige Untersuchung überhaupt eine Möglichkeit besteht - obwohl diese Sparte der Fliegerei gerade in den letzten Jahren eine immer größer werdende Rolle spielt und einen erheblichen Anteil an der Gesamtzahl der Unfälle hat.

Lassen wir kurz sogar die menschliche Aspekte außer Acht. Wenn man den gesamtwirtschaftlichen Schaden der Unfälle in Betracht zieht, wir jedem klar, dass ein sinnvoller Weg über die Vorbeugung oder – anders ausgedrückt – über die Flugunfallanalyse führt.

Flugunfälle und schwere Störungen in Österreich:
/2004/

  • ca. 130 im Jahr, davon 30-50 mit ausländischen Flugzeugen
  • im heurigen Jahr 2004 eine atypische Häufung von Hubschrauberunfällen
  • ca. 50/50 Teilung zwischen der Gruppe Segelflieger/Motorsegler und Motorflugzeuge/Hubschrauber

Schnelle Antworten auf die Frage über der Ursachen sind nicht möglich oder sogar irreführend. Auf der anderen Seite sind die Gerichte und Versicherungen an einer möglichst schnellen Klärung der Schuldfrage interessiert. Auch unsere moderne Tagespresse, Fernsehen sind aufgrund des großen Tempos und Kurzlebigkeit der Nachrichtenwelt nicht imstande auf die Ergebnisse der oft langen Untersuchungen tage- oder monatelang zu warten. Wie oft erleben Sie in der Praxis, dass die Tagespresse nach einem Jahr noch über Ergebnissen einer Untersuchung berichtet. Hier müssen die Piloten in ihrem eigenen Interesse selbst Initiative ergreifen.
Die Berichte zu diverser Unfällen sind nach dem Abschluss der Untersuchung für jedermann öffentlich zugänglich, auch wenn sie nicht leicht zu finden sind. Die Piloten sollten jedoch in ihrem eigenen Interesse sebst Initiative ergreifen und sich die Flugunfallberichte besorgen. Sie erscheinen beim Lesen auf den ersten Blick sehr trocken, fast steril. Kein Wunder, sie werden mit der Absicht erstellt die Gesundheit oder das Leben in der Zukunft zu schützen ohne die Würde der Betroffenen in Leidenschaft zu ziehen. Wenn Sie diese Berichte unter diesem Blickwinkel betrachten, werden Sie aus der Ergebnissen dieser Arbeit am meisten für sich profitieren können.

Flugunfall-Untersuchungsstelle Österreich bei BMVIT
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„Final Approach“

Als Kinder mussten wir uns mindestens einmal die Finger am Herd verbrennen, bevor wir uns für das Leben lang merkten, dass man heiße Gegenstände nicht ohne Schutz angreift. Zum Glück gibt es in der Fliegerei auch andere Wege, um gefahrlos und mit Freude zu fliegen.

Es geht nicht darum, Ihnen Angst vor dem Fliegen zu erwecken. Nein. der Sinn der Sache ist ein umsichtiger Umgang mit der Fliegerei und die Vorstellung, welche Fehler am meisten gemacht werden, deren Verkettung oftmals zu einem Unfall führen. Kurzum: es geht um das Aufspüren der Gefahrenzonen von technischen und menschlichen Fallen, um niemals als Pilot dort zu gelangen. Oder wie mein erster Fluglehrer zu sagen pflegte: „Better safe than sorry...“!
Oder wäre es Ihnen lieber, dass man einmal anhand Ihrer geschmolzenen Schuhsohlen feststellen muss, ob Sie kurz vor dem Unfall als fliegender Pilot tätig waren oder als Mitfliegender?

Flugunfall-Untersuchungsstelle Österreich bei BMVIT
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Zum Schluss noch ein Dankeswort an den Leiter der Flugunfall-Untersuchungsstelle, Herrn Ing. Raicher und seinen Mitarbeiter, Herrn Ing. Veit, sowie an die Organisatoren des ÖKF dieser Exkursion.

Christoph Barszczewski

 

Flugunfall-Untersuchungsstelle Österreich bei BMVIT
"Better safe than sorry..."
Christoph Barszczewski

 

© und Feedback an Autor: Christoph Barszczewski - www.aviator.at, Sitemap

 

 


Dieser Beitrag wurde in der korrigierten Fassung in der Ausgabe 5/2004 des österreichischen Flugmagazins "Skyrevue" veröffentlicht.skyrevue -das österreichische Flugmagazin