Zwei Tage
lang haben sich insgesamt acht Vortragende und 23 österreichische
Piloten in Wiener Neustadt mit den diversen Aspekten des Themas
"Flugsicherheit" auseinander gesetzt. Bereits die
Hälfte der Redner kann dabei auf eine Flugerfahrung von
etwa 34.000 Flugstunden zurückgreifen. Dass die Organisatoren
und Vortragenden durch dieses Seminar nicht reich werden können,
wird jedem klar werden, der den Preis von 140,-€ pro
Teilnehmer mit der Anzahl der Vortragenden sowie anderen Leistungen
vergleicht. Was ist also das Motiv, ein solches Flugsicherheitsseminar
bereits zum dritten Mal ins Leben zu rufen? Frau Desimon-Bayer
(ÖKF): "Wenn sich auch nur ein Unfall zwischen den
Piloten durch ein solches Seminar vermeiden oder ein Menschenleben
dadurch retten lässt, ist das uns bereits die Mühe
wert."
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Eröffnungsrede
von Hern Mag. Hackl / ACG |
"
Flugunfälle geschehen nicht, sondern sie werden gemacht."
Nach einer kurzen Eröffnungsrede von Herrn Mag. Hackl
eröffnete Kpt. Kuen seinen brillianten Vortrag zu dem
Thema "Flugunfallstatistik" und zeigte uns, wie
man eine trockene Materie auf spannende und berührende
Art den "alten Hasen" und auch jüngeren Piloten
präsentieren kann.
Die meisten Vorträge über Flugunfälle basieren
auf den Daten aus den USA. Kpt. Kuen machte sich jedoch die
Mühe, die Unfallstatistiken bezüglich der "Allgemeinen
Luftfahrt" in Österreich zusammenzustellen. Besonders
interessant war eine Gegenüberstellung von Häufigkeit
und Ursachen von Unfällen in der Linienluftfahrt und
der "Allgemeinen Luftfahrt" (GA). Die Statistik
für die GA in Österreich zeigt zum Beispiel eindeutig,
dass ca. 60% der Flugunfälle in der GA während des
Reiseflugs passieren, in der Linienfliegerei hingegen ca.
50% während der Phase Approach/Landung. Dabei ist zu
berücksichtigen, dass die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen
Flugunfalls in der GA statistisch gesehen ca. 60 Mal größer
ist als in der Linienfliegerei, was einem Unfall pro ungefähr
100.000 Flugstunden entspricht.
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Es
wurden die Flugunfalldaten bezüglich der Allgemeinen
Luftfahrt in Österreich präsentiert |
Was sind
typische Unfallszenarien und wie kann man sie den Piloten
auf einprägsame Art und Weise vermitteln?
Auch hier zeigte Kpt. Kuen Sinn für´s Praktische:
diverse Folien seiner Präsentation stellten typische
Flugunfallszenarien dar, gezeigt als Simulationen im Flugsimulator
- entweder aus der Sicht des Piloten im Cockpit oder aus dem
Blickpunkt eines Beobachters. Endlich jemand, der nicht nur
darüber spricht, sondern gleichzeitig auf begreifliche
Art und Weise zeigt, worum es geht. Mit dieser Form der Darstellung
hatte niemand die Chance, sich dem Thema zu entziehen oder
es für sich als nie zutreffendes Szenario abzutun...
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Welche
der möglichen Unfallszenarien wurden hier dargestellt? |
Auch diesmal blieb es den Organisatoren nicht erspart, ihre
Flexibilität unter Beweis zu stellen, was ihnen auch
sehr gut gelang. Der ursprünglich lang vorausgeplante
Zeitablauf musste sich der Anpassungen im Linienflugbetrieb
und den damit verbundenen Verspätungen beugen. Daher
bekamen die Teilnehmer gleich zur Eröffnung des Workshops
eine aktualisierte Reihenfolge der Vorträge. Ganz am
Rande bemerkt: wie oft passiert es Ihnen, dass der Vortragende
noch kurz davor als Pilot in einem Airbus aus Toronto gesessen
ist?
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Wussten
Sie, dass die Hälfte der Flugunfälle in Österreich
den Piloten zwischen ihrem ersten und fünftem Flugjahr
passiert? |
Pilot Gert Ulver,
von dem hier die Rede ist, gilt unter Kollegen als "Fossil":
zwölf Jahre lang war er als Militärpilot tätig
und wechselte im Jahr 1979 in die Zivilluftfahrt, wo er seitdem
diverse Airbusse fliegt.
Sein Bezug zur "Allgemeinen Luftfahrt" besteht bis
heute aus seiner Tätigkeit als Fluglehrer. Sein Beitrag
zu dem Seminar war ein Bericht über die bevorstehende
Einführung der neuen Bestimmungen (JAR/FCL) für
Piloten und Fluglehrer in Österreich. Da noch kein österreichischer
Gesetzestext vorhanden ist, basierte sein Vortrag auf dem
entsprechenden deutschen Text. Sowohl der Redner als auch
die Teilnehmer äußerten berechtigte Zweifel. ob
der für die Einführung geplannte Termin vom 1. Jänner
2005 auch tatsächlich haltbar sein wird. Auf jeden Fall
bleibt Österreich und Griechenland als Schlusslichter
in der Union, was die Einführung der neuen Regel betrifft.
Ob das als negativ oder positiv zu bewerten ist hängt
vom Sichtpunkt ab.
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Die
Konzentration war über Stunden ungebrochen. |
Eine
sehr gute Zusammenfassung der Änderungen für Piloten,
Fluglehrer und Flugschulen brachte manche Vorteile und Nachteile
ans Tageslicht: bessere Chancengleichheit für österreichische
Berufspiloten auf dem internationalen Markt, Anhebung der
Qualität und bessere Strukturierung der Ausbildung aber
auch wie in einem Beispiel gezeigt bis zu 12% höhere
finanzielle Aufwände um einen Schein zu bekommen bzw.
zu verlängern...
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Luftraumstruktur
Österreichs - ein altbekanntes Thema in der neuen
Auflage:
neue Luftraumstruktur wurde auch mit den Hintergrunden
der Entstehung sehr veranschaulicht erklärt |
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Die
Pausen in der Diamond-Kantine galten als eine Vortsetzung
der Gespräche |
©
und Feedback an Autor: Christoph
Barszczewski
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